2002 angekommen in meiner Heimatstadt war ich zu Beginn erstmal herausgefordert, mich an die neue Schule, Kollegen und Krankenhäuser zu gewöhnen.
Ich fing an, diverse Bücher zu lesen und versuchte irgendwie mehr „Gottesdienst“ in mein Leben zu bringen.
Es gab vermehrt diese besonderen Momente und eine kurze Zeit hielt mich das über Wasser.
Aber eines Tages stand ich in der Buchhandlung und sah Tarotkarten im Regal liegen. Ich kannte das von der Mutter einer Freundin, die so etwas für sich nutzte und überlegte aus Neugier, mir welche zu kaufen. Die Ungewissheit darüber, wohin mich mein Weg führen wird und ob ich endlich ankommen würde, machte mich unruhig.
Auf dem Weg zur Kasse aber erinnerte ich mich plötzlich an dieses schreckliche Spiel von damals und diese Karten waren doch auch nichts weiter als ein dummes Spiel des Satans. Keine Ahnung warum, aber auf dem Weg zur Kasse meldete sich mein Herz und warnte mich. Ich ging zurück und legte die Karten wieder ins Regal und war überglücklich, dass ich rechtzeitig erkennen durfte, wozu der Satan mich verleiten wollte, der versuchte, meine Lage auszunutzen.
Im Endeffekt sehe ich diesen Moment als eine Prüfung von Allah und ich habe sie mit Seiner Erlaubnis bestanden, alhamdu lillah. Viele Menschen, auch Muslime, suchen in solchen Dingen Antworten auf Fragen, was ihre Zukunft betrifft! Dies ist jedoch eine Sünde und nicht der Weg der Gottesfürchtigen!
Die Lösung für ein glückliches Leben ist unter anderem der Glaube, die Gottesfurcht, die Geduld, das Gottvertrauen, das Sprechen von Bittgebeten und stets das Beste von Allah zu erwarten!
Wer auf Allah vertraut, dem genügt Er!
Und wer Ihn fürchtet, dem verschafft Er einen Ausweg, von wo Er es nicht erwartet!
Irgendwie traf ich zu der Zeit aber auch eine Freundin wieder, die ich am Anfang meiner Jugend kennengelernt hatte. Sie, ich und noch eine andere Freundin trafen uns ab dann, wann immer es ging. Ich verbrachte die Wochenenden komplett bei ihr und wir lebten von Party zur Party.
Chillen, Spaß und Feiern...ich flüchtete vor meiner Hilflosigkeit und war wieder tief in der Dunya gelandet. Es waren so viele Jahre verstrichen und noch immer war da dieses Loch, diese Rastlosigkeit, weil ich keinen Weg fand, Gott zu dienen.
Dieses oberflächliche Leben war es doch gar nicht, was ich wollte und so war ich enttäuscht von mir selbst. Obwohl ich an vielen Prinzipien festhielt, die meine Freundinnen belächelten, überschritt ich doch wieder Grenzen, die ich nicht überschreiten wollte.
Der Satan versuchte mich durch den Umgang mit schlechten Freunden wieder weg von Allah und zurück in die Sünde und Achtlosigkeit zu ziehen.
Ich erinnere mich, wie es mich anwiderte und ich schrieb einen Text, in dem ich meinen aktuellen Zustand kritisierte und verabscheute.
An einem Tag, meine Eltern waren nicht zuhause, malte ich ein wenig. Danach ging ich ins Badezimmer und wusch mich. Dann zog ich mir weiße Kleidung an, kniete mich vor Gott nieder und bat Ihn um Vergebung und um Rechtleitung! Ich bat ihn, mich rauszuholen aus dieser Lage und dieser Sünde. Das war kein gottgefälliges Leben, das ich in dem Moment führte und passte absolut gar nicht zu dem, was ich wollte und suchte, als ich mich entschied, zurück in meine Heimatstadt zu kehren.
Gegen Ende des Jahres war ich dann so tief im Glauben, dass ich sogar beim Feiern und in der Disco anfing, mit den Leuten über Gott zu reden.
Meist fragte ich: „Glaubst du an Gott?“
Und es kam zu interessanten Gesprächen, ganz besonders einmal mit einem alten Nachbarn von mir, der sich interessiert und ernsthaft, lange und intensiv mit mir über Gott unterhielt...in der Disco! Schon irgendwie crazy...
Über Gott reden?! Wer tut das schon?
Eigentlich waren die Leute super nett. Meine Freunde oder auch eben diverse Leute, die ich beim Feiern traf, versuchten mich zu verstehen, aber es fiel ihnen schwer.
Gott spielte in deren Leben keine besonders große Rolle, wenn sie denn überhaupt an Ihn glaubten.
Somit fühlte ich mich mit meinem Glauben an Gott ziemlich allein.
Schon wenig später sollte das neue Jahr beginnen und ich fragte mich insgeheim, was es mir bringen wird. Ob wohl das neue Jahr besser würde?
Silvester stand vor der Tür und ich ahnte nichts, als ich nach einer langen Silvesternacht ins Taxi stieg...