Bismillah
Meinen Zustand vor dem Islam vergleiche ich manchmal mit einem Auto, das einen starken Motor jedoch kein Licht hatte. Ohne Licht kann ein Auto auch trotz starken Motors nicht richtig vorankommen, wenn es sich in der Dunkelheit befindet.
Und das war mein Zustand vor dem
Islam. Mein Herz hatte einen starken Glauben an Gott, jedoch hatte ich kein Licht; denn Rechtleitung ist Licht von Allah, während die Unkenntnis über die Wahrheit Dunkelheit ist.
Trotz meines Glaubens und starken Willens kam ich nicht voran und verfuhr mich auf falschen Wegen.
Erst mit der Rechtleitung Allahs zum Islam fand ich das Licht, das mir den Weg weist.
Alhamdu lillah!
Wenn man sich die Geschichten der Propheten -Friede sei auf ihnen- und der Gefährten -Allahs Wohlgefallen auf ihnen- anschaut, wird man erkennen, dass in den meisten Fällen die Annahme des rechten Glaubens zu Schwierigkeiten im Umfeld führten. Für manch einen hatte es schwerere und für andere weniger schwere Folgen, aber sie alle wurden auf die ein oder andere Art geprüft. Einige sogar mit ihrem Leben. Die erste Märtyrerin, die ihr Leben für den Glauben an den Islam ließ, ist Sumayyah -Allahs Wohlgefallen auf ihr! Als zweiten islamischen Namen wählte ich deshalb „Sumayyah“.
Meine Prüfungen waren wesentlich geringer, doch auch mir blieb die ein oder andere Prüfung nicht erspart. Der Hijab einer Muslima ist für sie verpflichtend. Frauen stehen somit vor der Herausforderung, von einem Tag auf den anderen ihr gesamtes Leben umzustellen, denn der Hijab ist offenkundig und in einem Land wie Deutschland vielerorts nicht gerne gesehen, auch wenn sich seit 2003 an manchen Stellen einiges zum Positiven verändert hat.
Nachdem ich mich also am 23.03.2003 entschied, den Hijab zu tragen, brachte das einige Veränderungen mit sich.
Zu Beginn durfte ich nicht mehr nach Hause und so nahmen mich vorerst meine muslimischen Freunde bei sich auf, was Allah ihnen mit dem Paradies vergelten möge. Amin!
Meine Familie und ich waren bis dahin noch im Gespräch. Ich hatte guten Kontakt zu meinem Bruder zu jener Zeit, aber dieser Schritt ging ihm zu weit. Mein Bruder war früher sehr stolz auf mich und quasi mein Beschützer :)
Ich wusste, er wäre für mich da, wenn irgendjemand mir etwas antun würde.
Doch dass ich mein Leben und Aussehen so stark veränderte, betrachtete er als eine Art Hochverrat und Enttäuschung. Und vielleicht hat er sich auch geschämt, dass seine Schwester ein Kopftuch trägt. Es war ihm einfach zu viel, er kam nicht darauf klar.
Er brach den Kontakt zu mir ab und das hat mich wirklich getroffen. Ich vermisse ihn bis heute.
Erst nach 14 1/2 Jahren sah ich ihn das erste Mal wieder.
Auch mein Stiefvater brach den Kontakt erstmal zu mir ab, während meine Mutter sich immer noch mit mir traf. Sie stand wie gesagt zwischen den Stühlen und gab ihr Bestes, weiterhin für mich da zu sein, was ich ihr hoch anrechne. Mütter ❤️
Mein Stiefvater liebt mich wie seine eigene Tochter und er musste den Schock erstmal verdauen. Nach circa einem Jahr fanden wir wieder zueinander, alhamdu lillah!
Ab dann war er, wie auch zuvor immer, wieder für mich da!
Er hat uns so viel unterstützt und später sogar gemeinsam mit meiner Mutter in Ägypten besucht. Das war eine tolle Zeit! Er ist mit zur Moschee gegangen und war sehr aufgeschlossen und neugierig. Nachdem er in Ägypten war, hatte er sogar in Deutschland keine Probleme mehr damit, gemeinsam mit mir raus und unter Menschen zu gehen und das, obwohl ich damals vollverschleiert war.
Er ist mein persönlicher Held, für all das, was er mein Leben lang für mich getan hat, und ich hoffe von tiefstem Herzen, dass er und meine Familie eines Tages die Rechtleitung erhalten werden. 🤲🏼
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben und geduldig sein. Auch was meinen Bruder betrifft, bin ich bis heute nicht sauer auf ihn und wünsche ich mir von Herzen, dass es ein Happy End geben wird!
Allah hat zu allem die Macht und Er wendet die Herzen, wie Er es möchte!
Meine Stiefmutter und mein Vater hingegen waren damals total offen und nahmen mich weiterhin bei sich auf, wenn ich zu Besuch kam. Auch nahmen sie mich mit zu Freunden, trotz dass ich plötzlich ein Kopftuch trug.
Sie standen voll hinter mir, wobei mein Vater davon ausgegangen war, dass das nur eine Phase wäre. Mit den Jahren wurde es für ihn immer schwerer, als er erkannte, welche Konsequenzen das alles mit sich brachte.
Doch selbst als ich einen Gesichtsschleier trug, war das für ihn von Anfang an kein Problem.
Wie man erkennt, war der Auslöser dieser ganzen Umstände der Hijab. 🧕🏻
Aber damit nicht genug!
Zu Beginn zog ich den Hijab auf der Arbeit aus. Ein paar Wochen hielt ich das durch. Meine Kleidung hatte sich stark verändert, das war allen aufgefallen. Ich hatte mir in der Türkei extra weite und lange Hosen und Oberteile nähen lassen, die ich in der Schule trug.
Trotzdem fühlte ich mich unwohl. Es war als führte ich ein Doppelleben und ich musste meine wahre Identität verstecken.
Manchmal fühlte ich mich wie eine Heuchlerin.
Allah hatte mir die Wahrheit gezeigt.
Das war kein Spiel, dass ich spielen konnte, wie und wann es mir passt. Und so beschloss ich, meinem Arbeitgeber davon zu erzählen.
Die Klassenfahrt stand kurz bevor und er wollte mir verbieten, das Kopftuch auf der Arbeit wie auch auf der Klassenfahrt zu tragen.
Wir verstanden uns bis dahin immer sehr, sehr gut, aber er zeigte nun ein ganz anderes Gesicht. Er war so wütend und streng mit mir, dass sogar die anderen Lehrer mitleidig schauten.
Was sollte ich bloß tun?
Der Tag der Klassenfahrt stand vor der Tür und ich hatte schon vom Gefühl her beschlossen, dass ich unter diesen Umständen nicht mitfahren würde. Es sollte nach Prag gehen.
SubhanAllah, ich saß mit zwei Bekannten in der Stadt und wir aßen ein Eis. Und wir grübelten nach und berieten uns, was ich tun sollte. Eigentlich hätte ich längst auf dem Weg zum Bahnhof sein müssen. Aber ich hatte nicht einmal meine Tasche gepackt.
Den Hijab auszuziehen und meine Gebete nicht pünktlich verrichten zu können, kam für mich nicht in Frage!
Wir saßen da und aßen unser Eis, als plötzlich meine Lehrerin vor meinen Augen erschien und mit Ihrem Koffer über den großen Platz lief.
Allahu Akbar, ich konnte es nicht glauben!
Ich rief sie und lief sofort zu ihr und teilte ihr mit, dass ich nicht mitfahren würde!
Das war wahrlich von Allah!!!
Ich wusste nicht, wo sie wohnt oder wann und wie sie zum Bahnhof kommen wird, geschweige denn welchen Weg sie nimmt.
Sie sagte, ich solle mich den Tag darauf beim Schulleiter melden.
Gesagt getan...am nächsten Morgen ging ich zur Schule und er war außer sich vor Wut!
Er meinte sogar, ich hätte dort extra gesessen und darauf gewartet, dass meine Lehrerin vorbeikommt, was totaler Unsinn war!
Wie kam er denn auf so was?!
Er versuchte mich einzuschüchtern und zwang mich, das Kopftuch abzulegen und auf Station zu arbeiten.
Verzweifelt sagte ich, es muss doch einen Weg geben.
Meine Leistungen waren sehr gut, aber das interessierte ihn nicht mehr. Andere Schüler, die faul und unverschämt waren, wurden geduldet. Aber das Stück Tuch auf meinem Kopf, war ihm ein großer Dorn im Auge.
Später rief er mich an, um mir einen Vorschlag zu machen. Er würde mir einen Raum fürs Gebet zur Verfügung stellen, aber ich müsse mein Kopftuch ablegen.
Diesen Deal bin ich nicht eingegangen und so wurde das Ausbildungsverhältnis im dritten Jahr beendet und obwohl ich fast fertig war, habe ich kein Examen ablegen können.
Die guten Leistungen, die ganzen Jahre und erfolgreich bestandenen Zwischenprüfungen:
Alles hatte in dem Moment keinen Wert mehr!
Heute, 15 Jahre später, arbeiten Frauen mit Kopftuch in diesem Krankenhaus. Der Pflegenotstand lässt grüßen. Es ist das Krankenhaus, in dem ich geboren wurde, in dem ich mein Praktikum und meine Ausbildung absolvierte.
Meine Kollegen hörten natürlich davon. Ich war schon für den nächsten Einsatz im OP eingeplant gewesen. Daraus sollte nichts mehr werden!
Und wie vielen Schwestern geht es so!
Sie haben studiert und sehr gute Noten und werden abgelehnt wegen des Hijabs. Es werden andere Bewerber, die schlechtere Abschlüsse haben, bevorzugt, als dass man den Schwestern eine Chance gäbe.
Mein Vater sagte mir letztes Jahr noch: Bewerbungsunterlagen mit Kopftuch würden in seiner Firma einfach weggelegt, man schaut sie sich nicht einmal an.
Wäre ich heute in derselben Situation, hätte ich mich verteidigt und das nicht auf mir Ruhen lassen. Aber damals war ich nicht genug informiert, wie man in so einem Fall handeln muss. Und ich hatte ja auch niemanden, der mir helfen konnte diesbezüglich. Ich war jung und hatte keine Ahnung von so was.
Mein Vater war geschockt.
Dass ich die Ausbildung abgebrochen hatte, war schlimm für ihn. Er versuchte mich davon abzubringen und wollte mit dem Schulleiter reden (ich glaube, das hatte er sogar), aber das hätte bedeutet, dass ich den Hijab ablegen muss.
Ohne Arbeit folgten weitere Dinge:
Das Arbeitsamt wollte mir kein Geld zahlen mit der Begründung, dass es Selbstverschulden war, da ich das Kopftuch nicht hätte anziehen müssen und somit durch Eigenverschulden meine Arbeit verloren hätte. So bekam ich Leistungen vom Sozialamt, die ich zurückzahlen musste.
Mein Auto, das mir echt viel bedeutete, konnte ich nicht mehr finanzieren und so verkaufte ich es.
Außerdem hatte ich zu der Zeit den Rückhalt meiner Familie verloren.
Ich hatte keine Arbeit, kein Geld, kein Auto und keine Familie mehr.
Alhamdu lillah, trotz allem war ich sehr, sehr glücklich!
Der Imān im Herzen war so stark zu jener Zeit, dass die Liebe zu Allah und das Vertrauen auf Ihn mir Kraft schenkten.
Ich lernte immer mehr Muslime kennen und nutzte die Zeit zum lernen. Dadurch näherte ich mich Allah noch mehr.
Kurz darauf brach ich mir dann beim Treppensteigen den Fuß.
Ja, eins kam nach dem anderen, aber etwas Wunderbares stand vor der Tür:
Mein erster Ramadan 🌙
Allahu Akbar!
Nichts konnte mich zu der Zeit runterziehen!
Ich hatte das größte und beste Geschenk schon erhalten und das ist der wahre Gewinn!
Dessen war ich mir 100% bewusst und daran hat sich bis heute nichts geändert, alhamdu lillah.
Möge Allah die Herzen stets festigen! Amin!
Mit diesen Beispielen möchte ich euch zeigen, dass mit dem Erkennen der Wahrheit und dem Praktizieren des Glaubens, Prüfungen auf uns zukommen! Immer und immer wieder!
Es gibt zahlreiche Qur’ānverse, Ahadith und Geschichten dazu.
Wichtig ist, sich stets an Allah zu wenden, positiv zu denken, den Glauben zu bewahren und auf Allah zu vertrauen.
Am Ende wird alles gut, sofern wir gottesfürchtig und aufrichtig sind, in schā Allah!
„Meinen die Menschen wohl, in Ruhe gelassen zu werden, nur weil sie sagen: „Wir glauben!“ und nicht auf die Probe gestellt zu werden? Doch Wir stellten gewiss auch diejenigen auf die Probe, die vor ihnen lebten, und Allah erkennt sowohl die Aufrichtigen wie die Falschen.“ Qur’ān 29:2-3
„Und wahrlich, Wir werden euch mit Furcht prüfen sowie mit Hunger und Verlust an Besitz und Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Standhaften frohe Botschaft. Ihnen, die da sprechen, wenn sie ein Unheil trifft: „Siehe, wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück!“ Segnungen über sie von ihrem Herrn und Barmherzigkeit! Sie sind die Rechtgeleiteten!“ Qur’ān 2:155-157
„Doch wahrlich, mit der Bedrängnis geht Erleichterung einher!“ Qur’ān 94:5
Hiermit beende ich meine Geschichte, wie ich zum Islam kam.
An alle, die meine Geschichte gelesen haben:
Vielen herzlichen Dank für euer Interesse und eure Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass Allah diese Zeilen segnet und nützlich macht.
Wäre wunderschön, wenn jemand dadurch zur Wahrheit findet oder Geschwister motiviert werden, Dawah zu machen.
Wer hätte geahnt, dass meine Reise zur Wahrheit in einem Taxi beginnen würde.
Und es gibt viele schöne und interessante Geschichten anderer Geschwister, die uns deutlich machen, dass es wichtig ist, zur Wahrheit einzuladen!
Alles Liebe...
Umm Muhammed Ismail
Meinen Zustand vor dem Islam vergleiche ich manchmal mit einem Auto, das einen starken Motor jedoch kein Licht hatte. Ohne Licht kann ein Auto auch trotz starken Motors nicht richtig vorankommen, wenn es sich in der Dunkelheit befindet.
Und das war mein Zustand vor dem
Islam. Mein Herz hatte einen starken Glauben an Gott, jedoch hatte ich kein Licht; denn Rechtleitung ist Licht von Allah, während die Unkenntnis über die Wahrheit Dunkelheit ist.
Trotz meines Glaubens und starken Willens kam ich nicht voran und verfuhr mich auf falschen Wegen.
Erst mit der Rechtleitung Allahs zum Islam fand ich das Licht, das mir den Weg weist.
Alhamdu lillah!
Wenn man sich die Geschichten der Propheten -Friede sei auf ihnen- und der Gefährten -Allahs Wohlgefallen auf ihnen- anschaut, wird man erkennen, dass in den meisten Fällen die Annahme des rechten Glaubens zu Schwierigkeiten im Umfeld führten. Für manch einen hatte es schwerere und für andere weniger schwere Folgen, aber sie alle wurden auf die ein oder andere Art geprüft. Einige sogar mit ihrem Leben. Die erste Märtyrerin, die ihr Leben für den Glauben an den Islam ließ, ist Sumayyah -Allahs Wohlgefallen auf ihr! Als zweiten islamischen Namen wählte ich deshalb „Sumayyah“.
Meine Prüfungen waren wesentlich geringer, doch auch mir blieb die ein oder andere Prüfung nicht erspart. Der Hijab einer Muslima ist für sie verpflichtend. Frauen stehen somit vor der Herausforderung, von einem Tag auf den anderen ihr gesamtes Leben umzustellen, denn der Hijab ist offenkundig und in einem Land wie Deutschland vielerorts nicht gerne gesehen, auch wenn sich seit 2003 an manchen Stellen einiges zum Positiven verändert hat.
Nachdem ich mich also am 23.03.2003 entschied, den Hijab zu tragen, brachte das einige Veränderungen mit sich.
Zu Beginn durfte ich nicht mehr nach Hause und so nahmen mich vorerst meine muslimischen Freunde bei sich auf, was Allah ihnen mit dem Paradies vergelten möge. Amin!
Meine Familie und ich waren bis dahin noch im Gespräch. Ich hatte guten Kontakt zu meinem Bruder zu jener Zeit, aber dieser Schritt ging ihm zu weit. Mein Bruder war früher sehr stolz auf mich und quasi mein Beschützer :)
Ich wusste, er wäre für mich da, wenn irgendjemand mir etwas antun würde.
Doch dass ich mein Leben und Aussehen so stark veränderte, betrachtete er als eine Art Hochverrat und Enttäuschung. Und vielleicht hat er sich auch geschämt, dass seine Schwester ein Kopftuch trägt. Es war ihm einfach zu viel, er kam nicht darauf klar.
Er brach den Kontakt zu mir ab und das hat mich wirklich getroffen. Ich vermisse ihn bis heute.
Erst nach 14 1/2 Jahren sah ich ihn das erste Mal wieder.
Auch mein Stiefvater brach den Kontakt erstmal zu mir ab, während meine Mutter sich immer noch mit mir traf. Sie stand wie gesagt zwischen den Stühlen und gab ihr Bestes, weiterhin für mich da zu sein, was ich ihr hoch anrechne. Mütter ❤️
Mein Stiefvater liebt mich wie seine eigene Tochter und er musste den Schock erstmal verdauen. Nach circa einem Jahr fanden wir wieder zueinander, alhamdu lillah!
Ab dann war er, wie auch zuvor immer, wieder für mich da!
Er hat uns so viel unterstützt und später sogar gemeinsam mit meiner Mutter in Ägypten besucht. Das war eine tolle Zeit! Er ist mit zur Moschee gegangen und war sehr aufgeschlossen und neugierig. Nachdem er in Ägypten war, hatte er sogar in Deutschland keine Probleme mehr damit, gemeinsam mit mir raus und unter Menschen zu gehen und das, obwohl ich damals vollverschleiert war.
Er ist mein persönlicher Held, für all das, was er mein Leben lang für mich getan hat, und ich hoffe von tiefstem Herzen, dass er und meine Familie eines Tages die Rechtleitung erhalten werden. 🤲🏼
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben und geduldig sein. Auch was meinen Bruder betrifft, bin ich bis heute nicht sauer auf ihn und wünsche ich mir von Herzen, dass es ein Happy End geben wird!
Allah hat zu allem die Macht und Er wendet die Herzen, wie Er es möchte!
Meine Stiefmutter und mein Vater hingegen waren damals total offen und nahmen mich weiterhin bei sich auf, wenn ich zu Besuch kam. Auch nahmen sie mich mit zu Freunden, trotz dass ich plötzlich ein Kopftuch trug.
Sie standen voll hinter mir, wobei mein Vater davon ausgegangen war, dass das nur eine Phase wäre. Mit den Jahren wurde es für ihn immer schwerer, als er erkannte, welche Konsequenzen das alles mit sich brachte.
Doch selbst als ich einen Gesichtsschleier trug, war das für ihn von Anfang an kein Problem.
Wie man erkennt, war der Auslöser dieser ganzen Umstände der Hijab. 🧕🏻
Aber damit nicht genug!
Zu Beginn zog ich den Hijab auf der Arbeit aus. Ein paar Wochen hielt ich das durch. Meine Kleidung hatte sich stark verändert, das war allen aufgefallen. Ich hatte mir in der Türkei extra weite und lange Hosen und Oberteile nähen lassen, die ich in der Schule trug.
Trotzdem fühlte ich mich unwohl. Es war als führte ich ein Doppelleben und ich musste meine wahre Identität verstecken.
Manchmal fühlte ich mich wie eine Heuchlerin.
Allah hatte mir die Wahrheit gezeigt.
Das war kein Spiel, dass ich spielen konnte, wie und wann es mir passt. Und so beschloss ich, meinem Arbeitgeber davon zu erzählen.
Die Klassenfahrt stand kurz bevor und er wollte mir verbieten, das Kopftuch auf der Arbeit wie auch auf der Klassenfahrt zu tragen.
Wir verstanden uns bis dahin immer sehr, sehr gut, aber er zeigte nun ein ganz anderes Gesicht. Er war so wütend und streng mit mir, dass sogar die anderen Lehrer mitleidig schauten.
Was sollte ich bloß tun?
Der Tag der Klassenfahrt stand vor der Tür und ich hatte schon vom Gefühl her beschlossen, dass ich unter diesen Umständen nicht mitfahren würde. Es sollte nach Prag gehen.
SubhanAllah, ich saß mit zwei Bekannten in der Stadt und wir aßen ein Eis. Und wir grübelten nach und berieten uns, was ich tun sollte. Eigentlich hätte ich längst auf dem Weg zum Bahnhof sein müssen. Aber ich hatte nicht einmal meine Tasche gepackt.
Den Hijab auszuziehen und meine Gebete nicht pünktlich verrichten zu können, kam für mich nicht in Frage!
Wir saßen da und aßen unser Eis, als plötzlich meine Lehrerin vor meinen Augen erschien und mit Ihrem Koffer über den großen Platz lief.
Allahu Akbar, ich konnte es nicht glauben!
Ich rief sie und lief sofort zu ihr und teilte ihr mit, dass ich nicht mitfahren würde!
Das war wahrlich von Allah!!!
Ich wusste nicht, wo sie wohnt oder wann und wie sie zum Bahnhof kommen wird, geschweige denn welchen Weg sie nimmt.
Sie sagte, ich solle mich den Tag darauf beim Schulleiter melden.
Gesagt getan...am nächsten Morgen ging ich zur Schule und er war außer sich vor Wut!
Er meinte sogar, ich hätte dort extra gesessen und darauf gewartet, dass meine Lehrerin vorbeikommt, was totaler Unsinn war!
Wie kam er denn auf so was?!
Er versuchte mich einzuschüchtern und zwang mich, das Kopftuch abzulegen und auf Station zu arbeiten.
Verzweifelt sagte ich, es muss doch einen Weg geben.
Meine Leistungen waren sehr gut, aber das interessierte ihn nicht mehr. Andere Schüler, die faul und unverschämt waren, wurden geduldet. Aber das Stück Tuch auf meinem Kopf, war ihm ein großer Dorn im Auge.
Später rief er mich an, um mir einen Vorschlag zu machen. Er würde mir einen Raum fürs Gebet zur Verfügung stellen, aber ich müsse mein Kopftuch ablegen.
Diesen Deal bin ich nicht eingegangen und so wurde das Ausbildungsverhältnis im dritten Jahr beendet und obwohl ich fast fertig war, habe ich kein Examen ablegen können.
Die guten Leistungen, die ganzen Jahre und erfolgreich bestandenen Zwischenprüfungen:
Alles hatte in dem Moment keinen Wert mehr!
Heute, 15 Jahre später, arbeiten Frauen mit Kopftuch in diesem Krankenhaus. Der Pflegenotstand lässt grüßen. Es ist das Krankenhaus, in dem ich geboren wurde, in dem ich mein Praktikum und meine Ausbildung absolvierte.
Meine Kollegen hörten natürlich davon. Ich war schon für den nächsten Einsatz im OP eingeplant gewesen. Daraus sollte nichts mehr werden!
Und wie vielen Schwestern geht es so!
Sie haben studiert und sehr gute Noten und werden abgelehnt wegen des Hijabs. Es werden andere Bewerber, die schlechtere Abschlüsse haben, bevorzugt, als dass man den Schwestern eine Chance gäbe.
Mein Vater sagte mir letztes Jahr noch: Bewerbungsunterlagen mit Kopftuch würden in seiner Firma einfach weggelegt, man schaut sie sich nicht einmal an.
Wäre ich heute in derselben Situation, hätte ich mich verteidigt und das nicht auf mir Ruhen lassen. Aber damals war ich nicht genug informiert, wie man in so einem Fall handeln muss. Und ich hatte ja auch niemanden, der mir helfen konnte diesbezüglich. Ich war jung und hatte keine Ahnung von so was.
Mein Vater war geschockt.
Dass ich die Ausbildung abgebrochen hatte, war schlimm für ihn. Er versuchte mich davon abzubringen und wollte mit dem Schulleiter reden (ich glaube, das hatte er sogar), aber das hätte bedeutet, dass ich den Hijab ablegen muss.
Ohne Arbeit folgten weitere Dinge:
Das Arbeitsamt wollte mir kein Geld zahlen mit der Begründung, dass es Selbstverschulden war, da ich das Kopftuch nicht hätte anziehen müssen und somit durch Eigenverschulden meine Arbeit verloren hätte. So bekam ich Leistungen vom Sozialamt, die ich zurückzahlen musste.
Mein Auto, das mir echt viel bedeutete, konnte ich nicht mehr finanzieren und so verkaufte ich es.
Außerdem hatte ich zu der Zeit den Rückhalt meiner Familie verloren.
Ich hatte keine Arbeit, kein Geld, kein Auto und keine Familie mehr.
Alhamdu lillah, trotz allem war ich sehr, sehr glücklich!
Der Imān im Herzen war so stark zu jener Zeit, dass die Liebe zu Allah und das Vertrauen auf Ihn mir Kraft schenkten.
Ich lernte immer mehr Muslime kennen und nutzte die Zeit zum lernen. Dadurch näherte ich mich Allah noch mehr.
Kurz darauf brach ich mir dann beim Treppensteigen den Fuß.
Ja, eins kam nach dem anderen, aber etwas Wunderbares stand vor der Tür:
Mein erster Ramadan 🌙
Allahu Akbar!
Nichts konnte mich zu der Zeit runterziehen!
Ich hatte das größte und beste Geschenk schon erhalten und das ist der wahre Gewinn!
Dessen war ich mir 100% bewusst und daran hat sich bis heute nichts geändert, alhamdu lillah.
Möge Allah die Herzen stets festigen! Amin!
Mit diesen Beispielen möchte ich euch zeigen, dass mit dem Erkennen der Wahrheit und dem Praktizieren des Glaubens, Prüfungen auf uns zukommen! Immer und immer wieder!
Es gibt zahlreiche Qur’ānverse, Ahadith und Geschichten dazu.
Wichtig ist, sich stets an Allah zu wenden, positiv zu denken, den Glauben zu bewahren und auf Allah zu vertrauen.
Am Ende wird alles gut, sofern wir gottesfürchtig und aufrichtig sind, in schā Allah!
„Meinen die Menschen wohl, in Ruhe gelassen zu werden, nur weil sie sagen: „Wir glauben!“ und nicht auf die Probe gestellt zu werden? Doch Wir stellten gewiss auch diejenigen auf die Probe, die vor ihnen lebten, und Allah erkennt sowohl die Aufrichtigen wie die Falschen.“ Qur’ān 29:2-3
„Und wahrlich, Wir werden euch mit Furcht prüfen sowie mit Hunger und Verlust an Besitz und Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Standhaften frohe Botschaft. Ihnen, die da sprechen, wenn sie ein Unheil trifft: „Siehe, wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück!“ Segnungen über sie von ihrem Herrn und Barmherzigkeit! Sie sind die Rechtgeleiteten!“ Qur’ān 2:155-157
„Doch wahrlich, mit der Bedrängnis geht Erleichterung einher!“ Qur’ān 94:5
Hiermit beende ich meine Geschichte, wie ich zum Islam kam.
An alle, die meine Geschichte gelesen haben:
Vielen herzlichen Dank für euer Interesse und eure Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass Allah diese Zeilen segnet und nützlich macht.
Wäre wunderschön, wenn jemand dadurch zur Wahrheit findet oder Geschwister motiviert werden, Dawah zu machen.
Wer hätte geahnt, dass meine Reise zur Wahrheit in einem Taxi beginnen würde.
Und es gibt viele schöne und interessante Geschichten anderer Geschwister, die uns deutlich machen, dass es wichtig ist, zur Wahrheit einzuladen!
Alles Liebe...
Umm Muhammed Ismail